Tagmersheim wurde um das Jahr 700 von der fränkischen Siedlergruppe eines Dagomar gegründet. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Tagmersheim am 15.04.1007 als Kaiser Heinrich II. an das Kloster der Benediktinerinnen von Neuburg eine Schenkung festhielt.
Mit dem beginnenden 14. Jahrhundert wird der Name Tagmersheim in vielen Urkunden im Zusammenhang mit dem Geschlecht der Edlen von Otting erwähnt. Über Jahrhunderte hindurch zeichnete sich dieses Geschlecht bei verschiedenen Turnieren und in vielen Kämpfen aus. Die Ottinger waren auch Burghüter im nahen Mörnsheim. Im Jahre 1305 kauften sie von der Äbtissin zu Bergen das benachbarte Dorf Blossenau. 1326 verlieh Kaiser Ludwig der Bayer an Seifried von Otting das Dorfgericht Tagmersheim.
Um diese Zeit wurde auch die einstige Wasserburg gebaut, deren Fundamente im Jahre 1968 beim Bau eines Hochwasserabzugskanals freigelegt wurden. Es handelt sich um ein Bauwerk mit einer Grundfläche von 32 x 20 m, dessen Grundmauern zwei Meter stark sind und dessen Fundamente noch heute 2 m tief in der Erde verborgen liegen.
Tagmersheimer Wasserburg von 1323
Rekonstruktion durch Prof. Recker Eichstätt
Die zeitweilig sehr einflussreichen Ottinger hatten es verstanden, das Dorfgericht Tagmersheim zu einer Hofmark zu erweitern. Diese besaß die niedere Gerichtsbarkeit, d. h. das Recht, alle Untaten zu ahnden, die nicht mit der Todesstrafe belegt waren. Die Hofmarksherren konnten außerdem Rechtsstreitigkeiten schlichten, Verträge beurkunden, Frondienste von ihren Untertanen verlangen, sie besaßen die Polizeigewalt und konnten Verbote und Gebote erlassen.
Trotz ihres großen Namens waren die Ottinger im Laufe der Zeit verarmt und dem Raubritter Thomas von Absberg ausgeliefert. Dieser machte die Burg von Tagmersheim zu einem Mittelpunkt seiner Beutezüge. Am 12. Juli 1523 ließ der Schwäbische Bund die Wasserburg niederbrennen.
Mit Moritz Heinrich verstarb am 3. Mai 1578 der letzte des Geschlechts der Ottinger. Laut Testament gingen die Hofmark, der Besitz und die Herrschaftsrechte an Wolf Lorenz Walrab von Hautzendorf über. Dieser stammte von dem gleichnamigen Dorf nördlich von Regensburg und war ein Eiferer für die neu einzuführende lutherische Lehre. Tagmersheim wurde evangelisch. Zur Hofmark gehörten die Dörfer Tagmersheim, Blossenau, Übersfeld, Hagenbuch und Emskeim sowie Besitzungen in Burgmanshofen, Hagenacker und Rohrbach. Walrab starb am 10. August 1615, ohne einen männlichen Erben zu hinterlassen.
Im Jahre 1618 hatten die Bewohner des Dorfes gemäß Beschluß der Neuburger Regierung wieder die katholische Religion angenommen.
Die Walrab-Töchter konnten den Besitz wegen der beginnenden schlechten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges nicht halten und verkauften ihn 1622/23 an den Liegenschaftsspekulanten Franz von Beverelli. Dessen Sohn veräußerte die ganze damalige Hofmark am 21. April 1638 an Hortensio Brocco weiter.
Damals waren die Dörfer der Hofmark zerstört. Sie zählte nur mehr 30 Einwohner. In Tagmersheim irrten zeitweise nur mehr ein oder zwei Menschen in den Ruinen umher. Die Zerstörungen und die damit verbundene Not erreichten ein kaum zu beschreibendes Ausmaß. Es wird berichtet, dass ein Bauer seinen Hof um einen Laib Brot verkaufte um ins altbayrische zu fliehen, das vom Krieg nicht heimgesucht war.
Da die Unsicherheit im Lande so um sich gegriffen hatte, dass auch in der Hofmark der Neubeginn eines geordneten Lebens kaum möglich war, erhielt Brocco die Hohe Gerichtsbarkeit, die Todesurteile aussprechen und vollstrecken durfte. An der Hinrichtungsstätte wurde 1641 ein Galgen erbaut, dessen Fundamente 1967 bei Flurbereinigungsarbeiten entdeckt wurden.
1672 verheiratete sich Franz von Pestalozza mit Clara von Brocco. Er musste die Herrschaft von seiner Schwiegermutter Hilaria von Brocco zum Teil käuflich um den Preis von 28.000 Gulden erwerben.
Am 30. Mai 1723 entstand die Festprozession „Schöner Umgang“. An diesem Tag brachten Wallfahrer eine Madonnenstatue aus Altötting mit. Die Gegend war durch die Spanischen Erbfolgekriege sehr verarmt und da es in diesem Frühjahr überhaupt nicht regnete, drohte eine Missernte. Beim Einzug der Madonna im Geleite einer festlichen Prozession aller Dorfbewohner ging ein Platzregen über Ort und Flur von Tagmersheim nieder. Das Jahr war sehr fruchtbar.
Schöner Umgang 1972
Dieses Ereignis feiert die Gemeinde Tagmersheim alljährlich. Die Madonnenfigur, eine getreue Nachbildung des Altöttinger Gnadenbildes, steht heute auf dem linken Seitenaltar der Kirche.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Hofmark in ein sogenanntes Patrimonialgericht umgewandelt. Es gingen nun immer mehr Rechte verloren.
Im Jahre 1821 erwarb der Bankier Daniel Wohnlich aus Augsburg die Gutsherrschaft Tagmersheim. Sein Sohn verkaufte sie 1842 an Alois Graf von Arco-Stepperg.
Am 04.06.1848 wurde die gutsherrliche Gerichtsbarkeit aufgehoben. Seine Aufgaben gingen an das Landgericht Monheim über. Der Ort Tagmersheim wurde damit auf die gleiche Stufe mit anderen Dörfern gestellt.
Ernte auf dem Herrschaftsgut 1856
Das Leben der Bürger war geprägt von Armut und Einfachheit. Der Ort wurde oft heimgesucht von Viehseuchen (Wallfahrt nach Raitenbuch) und Krankheitsepidemien (Thyphus und Cholera). In trockenen Sommern und kalten Wintern herrschte häufig Trinkwassermangel. Die Straßen waren im Frühjahr und Spätherbst unwegsam und grundlos.
Am Ende des 19. Jahrhunderts beherrschte der Bau einer neuen Pfarrkirche den Ort. 20 Jahre hindurch hat sich Pfarrer Andreas Wünsch dafür eingesetzt, die hohen Kosten für den Kirchenneubau aufzubringen. Die Einweihung fand am 18. Oktober 1896 statt.
Durch den 1. Weltkrieg 1914 – 18 wurde der bis dahin nicht gekannte wirtschaftliche Aufschwung wieder unterbrochen. 19 Söhne der Gemeinde sind von den verschiedenen Kriegsschauplätzen nicht mehr in ihre Heimat zurückgekehrt.
1920 erhielt Tagmersheim das elektrische Licht.
Mit dem 2. Weltkrieg kam für die Gemeinde eine neue Periode der Not und des Leides. 39 Soldaten sind vorwiegend auf den Schlachtfeldern Russlands gefallen, 9 sind vermisst. Es gab Familien, die bis zu 3 Söhne verloren haben.
Im Frühjahr 1945 brandete der Krieg bis an das Dorf heran. Am 25. April 1945 sind amerikanische Panzer von Rögling her kommend in das Dorf eingerückt. Die letzten Besatzungssoldaten verließen Tagmersheim erst im Oktober des gleichen Jahres wieder.
Waren während des Krieges schon ca. 300 Evakuierte in die Gemeinde zugezogen, so waren zusätzlich im Jahre 1946/47 noch ca. 500 Heimatvertriebene unterzubringen. Die Bevölkerungszahl war von ursprünglich rund 600 Einwohnern auf 1039 angestiegen. Nach der Währungsreform 1948 verließen viele Neubürger den Ort wieder. Die Bevölkerungszahl sank bis zum Jahre 1970 auf 698 und zeigt von da ab wieder eine steigende Tendenz.
Der durch den 2. Weltkrieg unterbrochene Trend zur wirtschaftlichen Gesundung der Gemeinde setzte ab 1948 erneut ein. In dieser Zeit vollzog sich auch der Wandel von der reinen Agrargemeinde zur Arbeiterwohngemeinde. Die Zahl der Pendler betrug in den sechziger Jahren bereits 60% der Erwerbstätigen.
Im Jahre 1964 wurde dann im Ort die Wasserleitung gebaut. 1966/67 kam die Kanalisation danach der Ausbau der Ortsstraßen. In den folgenden Jahren konnten noch weitere wichtige Vorhaben verwirklicht werden, wie etwa der Bau des Freibades, der Grundschule, des Kindergartens, des Bauhofes und des Feuerwehrhauses, die Ausweisung und Erschließung mehrerer Wohn- und Gewerbegebiete sowie die Errichtung von Sportplätzen, Stockschützenbahn und Tennisplätzen.
Luftaufnahme von Tagmersheim Anfang der 80er Jahre
Das heutige Tagmersheim zählt mit seinem Ortsteil Blossenau etwa 1100 Einwohner und ist der Verwaltungsgemeinschaft Monheim angeschlossen.